Individualisierung auf einem noch nie dagewesenen Niveau… In letzter Zeit sind Hunderte von Programmen zur Modifikation von Uhren aufgetaucht – meist bei Rolex-Uhren. Meistens beschränken sie sich auf eine schwarze Beschichtung des Gehäuses/Armbandes oder ein anderes Zifferblatt. Manchmal geht die Individualisierung aber auch noch ein paar Schritte weiter, und zwar in Form von Uhren, die sich an modernen Modellen orientieren – siehe z. B. Tempus Machina oder Les Artisans de Genève. Und genau wie in der Autoindustrie haben sich einige dazu entschlossen, bei den Modifikationen sehr, sehr weit zu gehen. So haben wir es heute mit der ersten Rolex Tourbillon-Uhr zu tun – oder zumindest mit der ersten Rolex-Uhr, die so modifiziert wurde, dass sie mit einem Tourbillon ausgestattet werden kann – dank Label Noir.

Haftungsausschluss: Nein, es ist nicht der 1. April. Diese Uhr existiert in der realen Welt und kann sogar gekauft werden. Andererseits hat sie nichts mit einer offiziellen Rolex-Uhr zu tun, außer der Basis, die vor der Modifikation verwendet wurde. Wird diese Uhr von Rolex genehmigt werden? Nein, daran besteht absolut kein Zweifel.

Die Welt der Rolex-Uhren ist voll von Einhörnern. Nehmen Sie zum Beispiel die Rolex Perpetual Calendar… Überraschenderweise gibt es diese Uhr – siehe unseren Artikel hier. Eine andere Traumuhr war die Rolex Tourbillon, etwas, das es nie gegeben hat (oder zumindest etwas, das nie etwas anderes als die Neonlichter der Rolex F&E-Abteilung gesehen hat). Aber da Customization und Mods immer mehr zunehmen, war es nur eine Frage der Zeit, bis eine dieser Custom-Rolex-Marken beschloss, eine solche Uhr zu kreieren… Und Atelier Noir hat genau das getan, indem es die erste funktionale Rolex Tourbillon präsentierte – oder, vorsichtiger ausgedrückt, die erste Rolex, die mit einem Tourbillon-Werk ausgestattet wurde.

Sicherlich haben einige Uhrenfälscher in der Vergangenheit versucht, eine solche Uhr zu bauen, aber was Atelier Noir geschaffen hat, ist in der Tat viel interessanter. Die Label Noir Rolex Tourbillon basiert auf einer bestehenden Rolex Milgauss Uhr aus Stahl. Die Liste der Änderungen umfasst eine schwarze Beschichtung des Gehäuses, schwarze Farbe auf den Zeigern/Indizes und ein leicht verändertes Zifferblatt. Das war der einfache Teil.

Die wichtigste Änderung betrifft das Uhrwerk, das auf dem Original-Automatikkaliber von Rolex basiert. Bei diesem Kaliber 3131 wurden 51 Komponenten entfernt (vor allem die Hemmungsteile), 2 Komponenten modifiziert (einschließlich der Schaffung einer Öffnung in der Hauptplatine) und 94 Komponenten hinzugefügt. Die Frequenz wurde von 28.800 Halbschwingungen pro Stunde (4 Hz) auf 21.600 Halbschwingungen pro Stunde geändert. Das fliegende Tourbillon ist auf einem Kugellager montiert. Es macht eine Umdrehung pro Minute (klassisches Einminutentourbillon). Die Dicke des Uhrwerks wurde ebenso wie die Dicke des Gehäuses respektiert.

Über den Preis dieses einzigartigen Exemplars einer Rolex Tourbillon ist noch nichts bekannt – auch nicht, was Rolex zu einer solchen Anpassung sagen würde. Das Label Noir sagt, dass es möglich ist, die Operation bei einer ähnlichen Anfrage zu wiederholen – die Wartezeit beträgt drei Monate.

Sicherlich ist diese Rolex Tourbillon eher eine technische Herausforderung, eine Demonstration von Savoir-faire und ein Gesprächsthema, um die übrigen von Label Noir angebotenen Individualisierungsprogramme zu bewerben. Für uns ist es eher eine Transplantation, eine Operation, die das Gesicht einer Uhr tiefgreifend verändert. Finden wir das gut? Nicht ganz, aber einige werden es wahrscheinlich mögen, so wie einige die von Mansory angebotenen Individualisierungsprogramme für Ferrari oder Lamborghini mögen. Eine andere Herangehensweise an die Uhrmacherei, aber eine, die dennoch beeindruckende Fähigkeiten zeigt.