Leichtfüßig: Der Tudor Black Bay Chrono im Test
Im vergangenen Jahr brachte Tudor zu Ehren seiner 50-jährigen Chronographengeschichte die Black Bay Chrono heraus – eine subtile Kombination aus traditioneller Ästhetik und moderner Uhrmacherkunst. Mit ihrem schlanken Gehäuse, Zifferblättern mit kontrastierenden Unterzifferblättern und einem modernen Uhrwerk ist sie mehr als nur eine weitere Neuauflage eines Klassikers. Wir haben für unseren Test einen authentischen Rahmen gefunden, der die enge Verbindung des Zeitmessers zum Motorsport widerspiegelt.
Das Schweizer Unternehmen Tudor präsentierte 1970 mit der Oysterdate seinen ersten Chronographen. Seitdem stellt das Unternehmen Uhren her, die eng mit der Welt des Motorsports verbunden sind. Die neue Black Bay Chrono spiegelt diese Tradition wider und verfügt über alle Merkmale eines modernen Zeitmessers. Ihr Automatikkaliber MT5813 verfügt über eine Gangreserve von 70 Stunden. Eine hochmoderne Siliziumspirale sorgt für einen stabilen Gang und einen verbesserten antimagnetischen Schutz. Der Stoppuhrmechanismus ist historisch inspiriert, funktioniert aber mit einem modernen Säulenrad und einer vertikalen Kupplung.
Historisches und modernes Ambiente ist auch die Atmosphäre bei Nagel Motors, wo alte Motorräder und Vespas restauriert werden. Der sportliche Black Bay Chrono sitzt auf einem der Custom Bikes, die gerade restauriert werden. Bei Nagel Motors wird alles bis ins kleinste Detail geplant und in sorgfältiger Handarbeit umgesetzt – so auch eines der Armbänder, die an der Black Bay Chrono angebracht werden können. Das hochwertig gewebte Stoffarmband wird von Julien Faure, einem Unternehmen in der Region Saint-Étienne in Frankreich, auf Jacquard-Webstühlen aus dem 19. Im Jahr 2020 besteht die Partnerschaft zwischen Tudor und dem 150 Jahre alten Familienunternehmen bereits seit 10 Jahren.
Einfaches Fahren mit einem Stoffarmband, einer Ledermanschette oder einem Edelstahlarmband
Inspiriert von der Aura des Rennsports der 1970er Jahre bietet die Black Bay Chrono ein Manschettenarmband aus gealtertem schwarzem Leder mit ecrufarbenen Nähten und einer Faltschließe. Es passt perfekt zur Lederkleidung eines Bikers. Die Uhr ist auch mit einem Edelstahlarmband mit genieteten Gliedern erhältlich – inspiriert von Armbändern, die Tudor in den 1950er und 60er Jahren herstellte und bei denen die einzelnen Glieder durch sichtbare seitliche Nieten miteinander verbunden waren. Für das Edelstahlarmband der Black Bay Chrono wurden dieselben gestuften Massivteile verwendet, allerdings wird es in modernen Fertigungsverfahren hergestellt.
Das Armband endet mit der einseitigen Faltschließe der Marke mit einem Sicherheitsbügel, der auf der einen Seite das Tudor-Wappen und auf der anderen Seite eine markante Fünfeckform aufweist. Sein Spitzname “Homeplate” erinnert an die Form der Homebase auf einem Baseballfeld sowie an die Markierungen des allerersten Tudor Chronographen. Das Edelstahlarmband ist über feste Anstöße am anderen Ende mit dem Gehäuse verbunden.
Das neue Edelstahlgehäuse ist nur noch 14,44 mm dick und damit einen ganzen Millimeter dünner als sein Vorgänger. Sein Durchmesser beträgt 41,58 mm über die Lünette von 2 bis 8 Uhr. Trotz des neuen Designs weist dieses solide Ensemble charakteristische Merkmale der Black Bay auf – wie die feste Edelstahllünette mit schwarz eloxierter Aluminiumeinlage und silberner Tachymeterspur.
Ein sauberer Start mit modernem Motor und Bedienungskomfort
Von Hektik ist bei Nagel Motors nichts zu spüren. Ganz im Gegenteil – die Motorräder von Nagel werden nicht am Fließband gefertigt. Sie sind nicht in einer Woche fertig. Für Nagel bedeutet die Wartezeit Vorfreude. Geschwindigkeit – wenn auch in Maßen – ist nach wie vor ein wichtiger Bestandteil der fertigen zweirädrigen Unikate.
Zur Messung der Geschwindigkeit – und natürlich für alle anderen Stoppuhrfunktionen – ist die Black Bay Chrono mit einem robusten Chronographendrücker aus Edelstahl ausgestattet, der von der ersten Generation der Tudor-Chronographen inspiriert ist. Doch der Anfang ist schwer. Um den Chronographen in Gang zu setzen, muss man zunächst die Drücker aus ihrem sicheren Sitz lösen, und das ist nicht jedermanns Sache. Außerdem müssen die Anschlüsse vollständig abgeschraubt werden, bevor die Stoppuhrfunktion aktiviert werden kann. Und das Starten des Chronographen erfordert einen erheblichen Kraftaufwand, um den starken Widerstand des Drückers zu überwinden. Das Anhalten und der Neustart sind viel sanfter, und die Rückstellung hat einen sehr präzisen Druckpunkt.
Die Bedienung der großen Krone ist mehr als nur ein funktionales Erlebnis. Sie befindet sich in einem langen Rohr und springt gegen den Uhrzeigersinn, nachdem sie aufgeschraubt und aus ihrer verriegelten Position gelöst wurde. Der Handaufzug erzeugt ein leises Geräusch. Und die mit der Tudor-Rose verzierte Krone lässt sich leicht herausziehen, um die Schnellverstellung des Datums und die Zeiteinstellung zu erreichen. Sie lässt sich auch gegen einen spürbaren Federdruck leicht wieder verschrauben. Das ist der Grund, warum das Gehäuse einem Druck von 20 bar standhält.
Der gerillte und mit einem Gewinde versehene Gehäuseboden verschließt das Gehäuse und kann nur mit einem Spezialwerkzeug geöffnet werden. Oben unterstreicht ein schön poliertes, gewölbtes Saphirglas den Retro-Charakter der Uhr. Darunter wölbt sich ein mattschwarzes oder opalfarbenes Zifferblatt mit zwei vertieften Zählern in Bicompax-Anordnung – in kontrastierenden Farben.
Die kleine Sekundenanzeige läuft kontinuierlich bei 9 Uhr. Der ungewöhnliche 45-Minuten-Zähler für den Chronographen befindet sich rechts bei 3 Uhr. Während die meisten anderen Chronographen nur 30 Minuten zählen, oder 60 Minuten bei einigen neueren Chronographen, hat dieser spezielle Zähler historische Wurzeln – der erste Tudor-Chronograph zählte 45 verstrichene Minuten. Auch die Datumsanzeige bei 6 Uhr geht auf die erste Generation der Tudor Chronographen zurück.
Auch wenn die Hilfszifferblätter eher klein erscheinen, wird das Datum in einem großen Fenster angezeigt und ist gut ablesbar. Der schnelle Datumsvorlauf erfolgt kurz vor Mitternacht. Auf der Seite des Uhrwerks ist der Mechanismus so konzipiert, dass das Datum jederzeit leicht korrigiert werden kann. Markante runde und dreieckige applizierte Indexe sowie die Schneeflockenzeiger prägen das Zifferblatt. Die großzügige Verwendung von Super-Lumi-Nova war ein charakteristisches Merkmal der Tudor Taucheruhren von 1969. Sie tauchen 2017 in der Heritage Black Bay wieder auf, in der auch das neue hauseigene Chronographenwerk MT5813 vorgestellt wurde.
Dieses Chronographenwerk ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit mit Breitling, die vor etwa fünf Jahren begann. Die beiden Marken bündelten ihr Know-how in der Entwicklung und Herstellung mechanischer Uhrwerke, um unabhängiger von der Swatch Group zu werden.
Mit modifiziertem Uhrwerk und Chronometertarif auf der Höhe der Zeit
Tudor hat in das Basiswerk B01 von Breitling einen hauseigenen Reguliermechanismus mit einer Siliziumspirale eingebaut, der sich auf ein gemeinsames Patent von Rolex, Patek Philippe und der Swatch Group stützt. Das Tudor MT 5813 setzt dann einen eigenen Rotor auf und lässt sich von der COSC als Chronometer zertifizieren. Im Gegenzug verwendet Breitling das Dreizeigerwerk MT5612 von Tudor als Basiswerk.
Tudor öffnete die Rückseite für uns auf Nagels Werkbank, um das hauseigene Uhrwerk zu enthüllen. Wir sehen ein technisches Uhrwerk mit Automatikaufzug und einem leicht erkennbaren Tudor-Design. Der skelettierte Rotor besteht aus einem Wolfram-Monoblock, der mit einer gebürsteten und perlgestrahlten Oberfläche versehen ist. Die Brücken und die Hauptplatine sind ebenfalls perlgestrahlt oder gebürstet und mit verschiedenen Lasergravuren verziert. Die Unruh ist mit vier Schrauben für die Feinregulierung ausgestattet. Um die COSC-Chronometernormen zu erfüllen, darf eine Uhr pro Tag nicht mehr als 4 Sekunden verlieren oder mehr als 6 Sekunden gewinnen. Tudor erreicht dies und mehr mit einer maximalen Abweichung zwischen -2 und +4 Sekunden pro Tag und überprüft dies – im Gegensatz zur COSC – nach der Montage der Uhr. In unserem eigenen Test blieb die Black Bay Chrono genau in diesem Bereich. Nicht nur die stabilen, durchschnittlichen Werte lagen im positiven Bereich zwischen 2,5 und 3,5 Sekunden, sondern auch die geringen Abweichungen zwischen den einzelnen Positionen. Die Amplituden fielen beim Einschalten des Chronographen nur um wenige Grad ab und zeigten, wie auch die Gangwerte, in jeder Situation nur geringe Schwankungen zwischen den verschiedenen Positionen. Das sind, kurz gesagt, sehr gute Ergebnisse.
Um den historisch genauen Minuten-Chronographen-Totalisator wiederherzustellen – wie er in seinem Modell von 1970 mit Handaufzug Valjoux 7734 zu sehen ist -, musste Tudor ein weiteres technisches Verfahren am Originalwerk von Breitling durchführen. Das Ablesen der verstrichenen Minuten kann jedoch schwierig sein. Der versenkte Zähler ist recht klein, und die große quadratische Spitze des “Schneeflocken”-Stundenzeigers verdeckt ihn manchmal.
Auch das kleine Sekundenzifferblatt auf der anderen Seite verschwindet gelegentlich hinter der breiten Spitze des Stundenzeigers. Das ist aber nicht weiter problematisch. Wenn die permanente Sekundenanzeige für eine Funktionskontrolle nicht ausreicht, kann der Chronograph in Dauerbetrieb genommen werden. Die vertikale Rutschkupplung, die ein ungewolltes Springen des Zeigers beim Starten des Chronographen verhindert, macht dies möglich.
Auch die Uhrzeit ist auf dem opalfarbenen Zifferblatt gut ablesbar – und auf dem schwarzen Zifferblatt sogar noch besser, selbst im Dunkeln. Die Stoppuhrfunktion ist allerdings nicht beleuchtet. Die rote Pfeilspitze des zentral montierten Sekundenzeigers zeigt genau auf die Sekundenspur der Stoppuhr. Die dreifachen Markierungen innerhalb jedes Sekundenschritts geben die 4-Hz-Frequenz des Uhrwerks korrekt wieder. Und solange der Schneeflockenzeiger nicht zwischen 2 und 4 Uhr positioniert ist, also direkt über diesem Hilfszifferblatt, lassen sich die verstrichenen Minuten trotz der geringen Größe des Zählers gut ablesen.
Eine entspannte Fahrt mit einem sportlichen Retro-Klassiker
Bei Einbruch der Dunkelheit leuchten die geometrischen Formen der Markierungen und Zeiger des Black Bay Chrono-Zifferblatts bereits in hellem Grün. Der Retro-Motorsportcharakter dieses Chronographen im Vintage-Look passt hervorragend zu den Custom Bikes. Tudor hat mit seinen Chronographen vor mehr als 50 Jahren damit begonnen. Und mit dem modernen Retro-Chronographen Black Bay Chrono fährt Tudor einfach weiter auf der Straße.
MERKMALE:
Hersteller: Tudor, Rue François-Dussaud 3-5, 1211 Genf 26, Schweiz
Referenznummer: 79360N-0002
Funktionen: Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Chronograph (zentrale verstrichene Sekunden, 45-Minuten-Zähler), Datum, Tachymeter-Lünette
Uhrwerk: Kaliber MT5813 basierend auf Breitling B01, automatisch, COSC-zertifizierter Chronometer, 28.800 U/min, 41 Lagersteine, Siliziumspirale, Glucydur-Unruh mit Regulierschrauben, Incabloc- (Unruh) und Kif-Stoßdämpfer (Ankerrad), 70 Stunden Gangreserve, Durchmesser = 30,4 mm, Höhe = 7,23 mm
Gehäuse: Edelstahl 316L, gewölbtes Saphirglas, geschlossener Gehäuseboden, wasserdicht bis 200 m
Armband und Schließe: Edelstahl 316L, Armband und einseitige Faltschließe mit Sicherheitssteg
Gangresultate (Abweichung in Sekunden pro 24 Stunden (Voller Aufzug/nach 24 Stunden):
Am Handgelenk +2,5
Zifferblatt aufwärts +3,1/+3,7
Zifferblatt abwärts +3,7/+4,6
Krone oben +1,2/+2,3
Krone unten +2,5/+2,5
Krone links +4,1/+4,6
Größte Abweichung 2,9/2,3
Mittlere Abweichung +2,9/+3,5
Durchschnittliche Amplitude:
Flache Stellungen 288°/280°
Hängende Stellungen 279°/256°
Abmessungen: Durchmesser = 41,58 mm, Höhe = 14,44 mm, Anstoßbreite = 22 mm, Gewicht = 184,5 g (mit Armband)
Variationen: Mit Ledermanschette mit Faltschließe (Ref. 79360N-0006; $4.900); mit Textilband mit Dornschließe (Ref. 79360N-0008, $4.900)
Preis: $5.225